Spannung bis zum Schluss

2017-03-22 von Frank Sawatzki 

Lübeck 4:4 Schachfreunde Hamburg

Auch dieser Schachsonntag hatte es wieder in sich! Diesmal waren wir zu Gast in Lübeck.

Auf Lübecker Seite kamen an den Brettern 2 und 3 gleich zwei Jugendliche zum Einsatz (Jahrgang 2000 und 2001), beide mit Zahlen um die 2200. Erst danach folgte das Gros der „alten Haudegen“. Schwierig vor allem für Hans, der an 4 mit Schwarz gegen Harald Schmidt antreten musste, bis vor einem Jahr das langjährige Spitzenbrett der Lübecker. Auch Christ, Lampe, Thannheiser und Krause sind gute alte Schachbekannte, die es sich, wie Michael Kreuzholz später sagte, „in der Oberliga bequem gemacht“ haben.

„Bequem“ war der Kampf dann aber keineswegs! Uwes Partie verflachte bald, nachdem Kololli mit Weiß schnell in ein remisliches Endspiel abgewickelt hatte, in dem Uwe zumindest gefühlt noch einen Hauch besser stand. Nach weiterem Abtausch ließ sich indes nichts mehr am Ausgang der Partie rütteln – Remis.

Ein paar Stunden später bot sich mir dann folgendes Bild: Florian hatte 2 (oder gar 3) Bauern mehr für fast nichts (klar, offene Linien), musste aber trotzdem noch genau spielen, um keine Chancen zuzulassen. Dies gelang dann auch über weite Strecken, jedenfalls hatte ich hier intern schon den Punkt verbucht. Jan-Paul hatte nach zahmer Eröffnung eigentlich nichts, spielte aber trotzdem aktiv, was seine Stellung eher verschlechterte. Und dann tauchte auch noch das Schreckgespenst des schlechten Läufers auf! Hans stand bald etwas gedrückt und bemühte sich um Gegenspiel im Zentrum. Marc schien in einer langen Grünfeld-Variante in eine Falle gelaufen zu sein, bald hatte er in einem Doppelläuferendspiel 2 (!) Bauern weniger. Immerhin stand sein König aktiv und verhinderte das Eingreifen des gegnerischen, vor allem aber war die Stellung total blockiert. Trotzdem sah ich gegen den Routinier Christ eigentlich keine Chance mehr für Marc. Marco hatte „seine“ französische Struktur auf dem Brett (vermutlich aus einer Steinitzvariante hervorgegangen) und expandierte, wie üblich bei heterogenen Rochaden, am Damenflügel, Ausgang unklar. Schließlich lieferten sich Jürgen und Ullrich Krause in einer englischen Partie ein eher freundliches Abtasten, das dann bald im Remis endete. Ach ja, ich selbst hatte in einem Rossolimo-Sizilianer (…Sc6 und Lb5) eine kleine Initiative, die dann in ein klar besseres Endspiel münden sollte.

Prognose zu diesem Zeitpunkt: eher schlecht. Hans geriet weiter unter Druck, Jan-Pauls Stellung verschlechterte sich ebenfalls, und dann verlor plötzlich auch noch Florian, vermutlich durch ein taktisches Versehen, die Partie! Ebenso plötzlich aber (zumindest aus meiner Warte) gewann dann Marco, so dass es nun 2 zu 2 stand.

Bei Jan-Paul geschah dann das Unglaubliche: Sein jugendlicher Gegner verrechnete sich bei einer vermeintlichen Gewinnabwicklung, und plötzlich hatte unser Mann eine Mehrqualität und damit sogar Gewinnchancen! Und Marc kämpfte unermüdlich weiter mit dem Rücken zur Wand und zwei Minusbauern. Hans` Stellung war indessen nicht mehr zu halten. Schmidt hebelte in Ruhe den Königsflügel auf und das Gegenspiel in der Mitte und auf den schwarzen Feldern fruchtete nicht mehr rechtzeitig. 2 zu 3 also. Ich hatte das Endspiel nicht immer optimal behandelt und trotz zweier Mehrbauern hatte Kreuzholz bis kurz vor Schluss noch Remischancen, die er zum Glück nicht ergriff, sodass es dann 3 zu 3 hieß.

Unglaublicherweise gelang es Marc irgendwie, einen seiner Läufer für alle schwarzen Bauern einzutauschen, und nach ein paarmal Hin- und Herziehen willigte Christ schließlich zähneknirschend ins Remis ein. Nun spielte nur noch Jan-Paul. Um ein Haar hätten wir den Kampf noch gewonnen. Aber der einzige verbliebene weiße Bauer wurde noch abgetauscht und das Endspiel Turm gegen Springer wollte Jan-Paul dann nicht mehr üben und entließ den dankbaren Gegner ins Unentschieden.

Fazit: Unterm Strich ein verdientes Unentschieden, das unsere Position im Mittelfeld stabilisiert. Zwei Punkte aus den beiden letzten Runden sollten jetzt für den Klassenerhalt genügen. Auch das Ligaorakel sieht unsere Abstiegsgefahr nur noch bei knapp 4%. Am 23.04., also in gut 4 Wochen, geht es zuhause gegen Marmstorf.

Dies und vieles mehr auf dem Blog Hamburger Schachfreunde von Frank Sawatzki.
 
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